Heilig Geist ist "umgezogen"

Die katholische Gemeinde Heilig Geist in Winz-Baak hat Abschied genommen und am 12. Januar 2025 mit der evangelischen Gemeinde in Winz-Baak gleichermaßen einen Neuanfang begangen. Die Kirche Heilig Geist wird außer Dienst gestellt und Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat mit rund 300 Gläubigen die letzte Heilige Messe in der katholischen Kirche gefeiert, bevor es in einer Prozession von der Denkmalstraße zum neuen „ökumenischen Zentrum“ in der evangelischen Kirche an der Schützstraße ging.

In seiner Predigt betonte der Bischof mit Blick auf das „Fest der Taufe des Herrn“ (im Jahr 2025 am 12. Januar), auch wenn er gekommen sei „um einen Schlusspunkt zu setzen“, habe es doch „mit Beginn und Geburt zu tun“. Beispielhaft für die Situation der Kirche griff er eine Umfrage unter jungen Menschen auf, die ergeben habe, dass mehr als 60 Prozent Gott nicht suchten und auch nicht vermissten und bilanzierte „Wir müssen in einer neuen Kultur leben lernen“. Doch der Bischof sprach in seinen Schlussfolgerung immer wieder von Hoffnung. Kirche zu sein und Feuer und Flamme zu sein, das ginge nicht nur einher mit dem Erneuern der Institution, sondern auch mit der Suche nach Gott und damit, sich „auf die Gegenwart Gottes zu verlassen“. Das sei sicherlich „ein Ereignis, aber auch ein Wagnis“. Doch Bischof Overbeck versicherte den Anwesenden: „Der Glaube gibt uns als inneres Fundament eine Ausrichtung“ und Hoffnung sei mehr als Zuversicht. „Die Hoffnung ist, dass Glaube größer ist als das, was wir sehen.“ Auch in „unübersichtlichen Zeiten“ mit Kriegen wie in der Ukraine und der momentanen wirtschaftlichen Lage, die hoffnungslos machen könnten, solle die Hoffnung leben, dass das Gute siegen könne. Er wünschte allen, „dass wir als getaufte Menschen der Ort Gottes sind, dass wir als Gemeinschaft und als Menschen dabei Menschen voll Hoffnung, Glauben und Liebe sind“.

Im Zeichen von Gemeinschaft, Gemeinsamkeit und Ökumene stand der gesamte Gottesdienst, an dem Mitglieder und Geistliche der evangelischen Gemeinde beteiligt waren. Unter anderem wurden auch die Fürbitten zu „Um-brüchen“, „Durch-Brüchen“, „Zusammen-brüchen“, „Ab-Brüchen“ und „Auf-Brüchen“ von Christinnen und Christen beider Konfessionen vorgetragen.

Nach der Abendmahlgemeinschaft mit den evangelischen Geistlichen und dem Schlussgebet wurde das Allerheiligste in der Prozession zum neuen „ökumenische Zentrum“ getragen und fand dort seinen würdigen neuen Platz im speziell umgearbeiteten Tabernakel. Willkommen geheißen wurde die Prozession musikalisch durch den ökumenischen Gospelchor, der auch den weiteren feierlichen Abschluss musikalisch begleitete. Der evangelische Pfarrer Bodo Steinhauer sprach in seinen Willkommensworten davon, wie sehr ihn der vorangegangene Gottesdienst bewegt habe und dankte dem Bischof für seine Worte: „Das hat mich sehr berührt.“

Die katholische und evangelische Gemeinde verbinde „wirklich sehr sehr viel“, sagte er und zählte unter anderem die zahlreichen ökumenischen Verbindungen der vergangenen Jahre auf – wie gemeinsame Feste, Chor- und Musikprojekte. Ökumene sei, so Steinhauer, „bei uns schon lange manifest spürbar“ und er forderte alle auf: „Lasst es uns nach außen zeigen und nach innen genießen.“ Und an die katholische Gemeinde gewandt, betonte er  „Ihr seid seit 1. Januar 2025 keine Gäste, keine Bittsteller, ihr seid Mitbewohnende“ und plädierte lachend an sie „Also fühlt euch gefälligst hier zuhause!“. Wozu es bei Kartoffelsuppe und Getränken im Anschluss Gelegenheit reichlich gab.

Zum Hintergrund:

Heilig Geist ist die dritte katholische Kirche in Hattingen, von der sich die Pfarrei St. Peter und Paul verabschieden muss. Hintergrund ist der sogenannte Pfarreientwicklungsprozesses (PEP). Im PEP hatte die Pfarrei, wie alle Pfarreien im Bistum Essen, Standorte, Angebote, Strukturen und Prioritäten auch von Kirchengebäuden geprüft, mit den Gemeindemitgliedern diskutiert und per Votum über Sparmaßnahmen entschieden, zu denen auch Schließungen und Verkauf von Gebäuden gehören. Hintergrund für den PEP ist der Rückgang von Kirchenmitgliedern/-steuern und die damit geringeren finanziellen Möglichkeiten vor Ort.

Für das gesamte Gelände um das katholische Kirchgebäude Heilig Geist in Winz-Baak, das ehemalige Pfarrhaus, das Gemeindeheim und die ehemalige Kindertagesstätte gibt es Pläne eines Investors. Der Investor plant den Rückbau der Gebäude und möchte auf dem Areal seniorengerechten Wohnraum entstehen lassen.

Bereits vor der Außerdienststellung „umgezogen“ ist die Marienfigur aus Heilig Geist, die einen besonderen Platz im Eingangsbereich des Gotteshauses an der Schützstraße gefunden hat. Ebenfalls umgezogen sind die Jugend-/Pfadfindergruppen in neue Räume an der Schützstraße.

Einen Zeitplan, wie es am alten Standort der katholischen Gemeinde weitergeht, gibt es aktuell noch nicht. Derzeit liegt die schriftliche Absichtserklärung des Investors zum Kauf des Geländes an der Denkmalstraße zur Prüfung beim zuständigen Generalvikariat des Bistums Essen. Die „Untere Denkmalbehörde“ hatte der Pfarrei St. Peter und Paul im Spätsommer nach der behördlichen Prüfung verbindlich mitgeteilt, dass die Kirche Heilig Geist (Baujahr 1973) keinen Denkmalschutz genießt. Das Kirchportal, gestaltet vom Hattinger Künstler Egon Stratmann, besitzt nach Auskunft der Behörde „Denkmalwert“. „Ein passender Umgang und eine mögliche weitere Verwendung werden aktuell geprüft“, sagt Pfarrer Andreas Lamm, „allerdings sind bei ersten Kostenvoranschlägen sechsstellige Summen allein für den Ausbau genannt worden. Das übersteigt bei Weitem unsere Möglichkeiten. Wir sind mit dem Kirchenvorstand deshalb weiter in Beratungen.“

Zurück